St. Laurentiuskapelle Eschringen

Die romanische Kapelle auf längsrechteckigem Grundriss mit eingezogenem quadratischen Chor und Satteldach aus Schiefer mit Dachreiter wird bereits 1291 urkundlich erwähnt. Sie wurde vermutlich um 1275 errichtet.

Die Jahreszahl 1716 im Rundbogenportal bezieht sich auf eine damalige umfassende Renovierung. Sie wurde 1949–1956 nach Kriegszerstörungen wiederhergestellt, 1981–1983 und zuletzt 2006–2008 grundlegend renoviert.

Der schlichte Bau auf seiner ummauerten Terrasse gehört zum ältesten Baubestand der Stadt Saarbrücken.

Innenausstattung

Die einfache Kapelle beherbergt zwei Barockaltäre, die seit 2008 wieder in ihrer vermutlich ursprünglichen, roten Fassung erstrahlen. Bei der Restaurierung wurden acht Farbschichten entdeckt.

Die Altäre stammen aus dem lothringischen Rimling(en). Laut Inschrift wurden sie 1706 von dem dortigen ersten Pfarrer Anton Georgen gestiftet. Da dort eine neue Kirche gebaut wurde, wurden die Altäre später nach Eschringen verkauft.

Die barocken Skulpturen Maria Immaculata links und Petrus rechts des Hauptaltares werden dem böhmischen Bildhauer Johann Wenzel Grauer zugeschrieben. Die Mondsichelmadonna in der linken Wandnische ist eine einfache dörfliche Arbeit aus dem 18. Jh.


Älteste und wertvollste Figur ist die Laurentiusstatue aus Lindenholz. Als Attribute trägt sie einen Manipel (ein Tuch, das in der Frühzeit der Kirche an die Gabenbereitung erinnerte), ein Evangelienbuch und einen Rost, das Marterwerkzeug des Laurentius. Obwohl als grobe, bäuerliche Arbeit beschrieben, ist sie als eine der wenigen erhaltenen, mittelalterlichen Figuren (ca.. 13.–14. Jh.) unserer Gegend sehr wertvoll.

Sie war zunächst die einzige Figur in einer Nische im Chor. Als die barocken Altäre aufgestellt wurden, blieb sie dahinter verborgen. Erst im 20. Jh. fand sie ihren Platz im Seitenaltar, 2008 im Hauptaltar.

Den Eschringern ist ihr Laurentius so wertvoll, dass sie die Figur 1939 mitnahmen in die Evakuierung nach Oberfranken. Dort wurde sie in der evangelischen Friedhofskapelle in Thurnau aufgestellt, die damals für die katholischen Gottesdienste zur Verfügung gestellt worden war.

Die Sage vom Laurentiusbrunnen

"Vor Zeiten lebte in Eschringen eine alte Witwe mit ihrer Enkelin. Von dem übernächtigen Spinnen war die Arme fast erblindet. Einmal in später Mitternacht fand ein halberstarrtes altes Mütterlein bei ihr Herberge und Erquickung. Des Morgens bestrich die Fremde der Kranken die Augen und riet ihr, sich siebenmal des Tages zu waschen mit frischem Wasser aus dem Born bei der Mühle. Die Großmutter genas wie durch ein Wunder.

Als eines Tages das Mägdlein mit dem Kruge wieder zum Brunnen gekommen, fuhr es erschrocken zurück: denn aus der Tiefe des Wassers schaute ein Antlitz sie an, so hold und so freundlich wie das eines Engels, und diese Erscheinung wiederholte sich ihr bei jedem Gang an den Brunnen. Man untersuchte den Quell und zog aus dem Schlamme heraus das Bild des hl. Laurentius und brachte es zur Kapelle.

Der Brunnen war ein Heilwasser für vielerlei Leiden. Das Bild war also in den Brunnen gekommen."

(Lohmeier, Karl: Die Sagen der Saar. SB, 1952)

Unter dem Schutz des heiligen Laurentius

Die Verehrung des hl. Laurentius verbreitete sich hierzulande nach dem Sieg Kaiser Ottos I. über die Ungarn in der Mitte des 10. Jahrhunderts. Der Heilige selbst erlitt 258 den Märtyrertod unter Kaiser Valerian. Als Diakon Roms war ihm nämlich das örtliche Kirchenvermögen und dessen Verwendung zu sozialen Zwecken anvertraut. Als er dieses auf Anordnung des Kaisers herausgeben sollte, verteilte er es unter die Armen und Kranken der Stadt, versammelte diese vor dem Kaiser und präsentierte sie ihm mit den Worten: "Diese sind der Reichtum der Kirche". Dafür ließ ihn Valerian auf einem glühenden Rost hinrichten.

In der darstellenden Kunst wurde darum später der Rost auch zum Attribut des Heiligen. Dass die Armen und Kranken der wahre Reichtum der Kirche sind, musste man in ihrer Geschichte immer wieder dann neu entdecken, wenn es Zeit war, zum Evangelium in Jesus Christus zurückzukehren. Gar manchem gingen da die Augen auf.

Etwas von solcher Heilung hat sich auch in einer alten Legende um die Eschringer mittelalterliche Statue des Heiligen erhalten.

Sie erzählt: Als auf Anordnung des Saarbrücker Grafen 1581 jede Heiligenverehrung untersagt wurde, musste auch der heilige Laurentius von seinem Platz in der Kapelle weichen. Nahe 100 Jahre blieb er verschwunden, – bis ihn eine junge Frau im Wasser des "Lorenze-Brunnens" an der Eschringer Mühle wieder entdeckte. Wenn sich nun in der Folgezeit ein Augenkranker die Augen mit dem Wasser dieses Brunnens wusch, wurde er von seinem Leiden befreit.

Dasselbe Phänomen erzählt die Legende von der "Pfeilenmadonna" im nahem Gräfinthal: Als sich die Grä!n von Blieskastel die Augen mit dem Sekret bestrich, das aus den Wunden der Madonna trat, wurde sie von ihrem Augenleiden geheilt.

Wer sich mit der Frohbotschaft des Christentums beschäftigt, dem gehen wahrhaft die Augen auf. Er sieht weiter und tiefer in Leben hinein. Gedenktag des Heiligen Laurentius ist der 10. August. Der Laurentiusbrunnen befindet sich ca. 150 m von der Kapelle entfernt Richtung Ormesheim auf der rechten Straßenseite.

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Text: Ursula Kaiser und Friedolin Flieger, Fotos: Ursula Kaiser